Glosse zur Woche

Glosse der Woche zum 1. Mai

 

 

Der Mai ist gekommen …

 

in der Nacht vom 30. April auf den 1.Mai, der geheimnisumwitterten Walpurgisnacht, treiben bekanntlich die Hexen alljährlich ihr Unwesen, so auch in diesem Jahr. Der Mystik zugewandte Zeitgenossen berichten, etliche Hexen seien in der kühlen und regnerischen Nacht des 30. April d.J. mehreren Tümpeln im Hagenschieß entstiegen und auf ihren Besen gen Wimsheim geritten, wo sie sich im Breitloh, ungefähr an der Stelle ihres zukünftigen Wirkens – Stichwort „Hexenküche“ – versammelt hätten. Unter lautem Hohngelächter seien sie kurz darauf in kleinen Gruppen zu den Einfallstraßen geflogen, um dort die Ortsschilder zu verhexen. 

Als am frühen Morgen des Maitags Autofahrer die Ortseinfahrten passierten, prangten statt des gewohnten Ortsnamens Aufschriften wie „ Heuchelgipfel“, „Professordorf“, „Wichtigtuer“, „BI-Hausen“und „Hetzhausen“ auf den Ortstafeln, alle in großen, schwarzen Lettern auf gelbem Grund. Früher hätten die Hexen die vorhandenen Schilder mit grobem Pinsel übermalt, heute bedienen sie sich professioneller Großdrucktechnik mit Lamination zum Schutz gegen die Witterung. Nicht nur das. Moderne Hexen müssen nicht mehr auf ihren Besen zu den Zeitungsredaktionen reiten, sondern sie verfügen offenbar über Smartphones, mit denen sie ihr Wirken im Bild festhalten und in Windeseile auf die Mailboxen interessierter Presseorgane übertragen können. Jedenfalls vermochte PZ-News bereits am 1. Mai eine ganze Bilderserie über die neuen Wimsheimer Ortsschilder ins Internet zu stellen. 

Wer noch an den Weihnachtsmann glaubt, mag den Hexensabbat am 30. April lebhaft vor dem geistigen Auge haben und sich mit der vorstehenden Schilderung begnügen. Der realen Welt Näherstehende dürften sich allerdings fragen, wer sich tatsächlich in jener feuchten Nacht – wohlausgestattet mit vorbereiteten Drucktafeln – so großer Mühe unterzogen hat, alle Ortsschilder zu überkleben, diese bei Tageslicht zu photographieren und an die PZ-Redaktion zu senden. Haben wir es hier mit einer konzertierten Aktion Gleichgesinnter, Mitwisser oder Akteure, aus dem Lager der BI-Gegner zu tun? Und was versprachen sich diese von ihrem Tun? Eine weitere, kräftige Schippe aus dem Grab des Ortsfriedens zu nehmen? Die PZ hat es treffend übertitelt: „Wimsheim will nicht mehr Wimsheim heißen.“

Nennt Herr Weisbrich sich also zukünftig Bürgermeister der Gemeinde „Heuchelgipfel“, und ist Herr Kurz ab sofort Vorstand des MGV „Hetzhausen“? Oder liest man als Ortsangabe im Briefkopf der Unternehmen altatec und C. Hafner künftig „BI-Hausen“? Es braucht nicht allzu viel Phantasie, um zu erkennen, dass die ganze Aktion ihrer Mühe nicht wert und – im besten Fall – ein formidables Eigentor der Akteure zulasten der Gemeinde Wimsheim war. Ein bisschen mehr Pfiffigkeit wäre der Aktion gut angestanden – und den Urhebern gewiß auch. Dass diese schließlich sogar die Nachbargemeinde Mönsheim verballhornt und namentlich deren verdientes Gemeinderatsmitglied mit der Aufschrift „Oberkuhnlehausen“ beleidigt haben, ist eigentlich unverzeihlich und verlangt wenigstens eine unmissverständliche, öffentliche Stellungnahme seitens des hiesigen Gemeinderats, besser noch eine öffentliche Zurechtweisung der Urheber durch das höchste Gremium der Gemeinde und durch den Bürgermeister als untere Ordnungsbehörde.

 

 

 

– Serenus –


Glosse der Woche

 

Lange entbehrt und sehnlichst erwartet ist kürzlich die aus Kampfzeiten um die Ansiedlung der Hafner-Betriebe in Wimsheim berüchtigte „Interessenverkrätzung für Wimsheim (IfW)“ aus der selbstgewählten Versenkung aufgetaucht. Wie ehedem will die IfW wohl die literarische Szene im Ort in bekannter Schreiberlingsqualität erneut aufmischen, wobei ihre Protagonisten sich offenbar von der viel beachteten Veranstaltungsreihe „Wimsheimer Au­toren“ der BIW haben positiv inspirie­ren lassen. Möglicherweise hat aber auch ein gemeinsamer Schlemmerabend mit einem leitenden Hafner-Mitarbeiter im vorweihnachtlichen Wimsheim, im Stile eines „literarischen Quartetts“ zu fünft und in fortgeschrittener Weinseligkeit, unsere Literaten zu neuen Taten ermuntert. Wer nun wen in jenes wohlbekannte Lokal eingeladen hatte, entzieht sich indessen der Kenntnis des Be­richterstat­ters.

 

In der regionalen Presse einem interessierten Leserkreis angekündigt, findet sich auf der IfW-­
Ho­mepage bereits eine vielversprechende Kostprobe aktueller literarischer Anstrengung der er­wähnt­en Quadriga, die in Inhalt und Wortwahl nahtlos an frühere Expositionen anknüpft. Während seit einiger Zeit die Töne aus dem Rathaus leiser und feiner abgestimmt erklingen, was vermutlich der lenkenden Hand eines aus einschlägigen Veranstaltungen bekannten „Consulting Unterneh­mens“ zu danken ist und mutmaßlich mit dem Ausblick auf die in überschaubarer Frist anstehende Neu­wahl des Bürgermeisters zu tun haben könnte, braucht es ein kraftvolles Gegengewicht zu den an­haltenden Aktivitäten der BIW. Nach dem Motto „Hier bin ich Literat, hier darf ich’s sein“ ver­spricht der neue (und alte) Auftritt der IfW allerdings nur Unverdauliches in Gestalt boshafter, un­sachlic­her Unterstellungen, die selbst vor persönlichen Angriffen nicht zurückschrecken.

 

Eingeleitet scheint die neue Schaffensperiode der IfW ja durch etliche Leserbriefe eines vieljährig im Rat aktiven, zwischenzeitlich jedoch seines Ratssessels durch Wahl beraubten „Volljuristen“ wor­den zu sein, der sich augenscheinlich auf wahllos agglomerierte, zumeist jedoch aus jeglichem sachlichen Zusammenhang gerissene Anschuldigungen zu verstehen scheint. Immerhin, und dies sei an dieser Stelle positiv vermerkt, hat besagter Rechtskundige auf diese Weise ein zweckvolles und die Stille ereignisarmer Tage ausfüllendes Betätigungsfeld gefunden, was wir ihm ausdrücklich gönnen wollen.

 

Sicher wird die nun wieder aufgeflammte, politisch-literarische Schaffensperiode der IfW auch von den verantwortlichen Herrschaften bei Hafner mit Wohlwollen begleitet, zumal da es um die Indus­trieansiedlung im Breitloh in letzter Zeit allzu ruhig geworden ist. Aber auch ein Traditionsunter­nehmen wie C. Hafner ist bekanntlich vom Interesse einer breiten Öffentlichkeit abhängig, und bis zur Emission gelben Rauchs aus den neuen Schornsteinen ist es wohl noch eine Weile hin.

 

Der Schreiber dieser Zeilen jedenfalls freut sich bereits heute auf den zu erwartenden, regen Aus­tausch mit der IfW-Journaille und ist sehr gespannt auf die hoffentlich angebotene Fülle literari­scher Glanzpunkte.

 

                                                                                      – serenus –

 

   


                                                    Glosse der Woche

 

 

Das „Blättle“ vom 10. Oktober 2014 offerierte seiner geneigten Leserschaft auf seiner Titelseite einen bunten Bericht über eine be­merkenswerte Auszeichnung einer ortsansässigen Einrichtung, die sicherlich alle Einwoh­ner berührt, viel­leicht gar gerührt hat. Nein, gemeint ist nicht eine Abteilung der Gemeindeverwaltung, nicht die Freiwillige Feuerwehr, auch nicht einer der örtlichen Vereine, keine der beiden Kirchengemeinden, die Adresse der aus­gezeichneten Einrichtung lautet auf ALTATEC/CAMLOG, das nicht weiter zu spezifizierende Produktions- und Handelsunternehmen am südlichen Ortseingang. Wo es eine(n) Ausgezeichnete(n) gibt, muß es auch eine Auszeichnende geben. Auch hierüber gibt der Verfasser der Blättlestitelseite Auskunft: „European Landscape Contractors Association“ (ELCA), was in freier Übersetzung so etwas wie „Europäische Vereini­gung der Land­schaftsbauunternehmer“ bedeuten mag. Der angegebene Ort der Auszeichnungsverlei­hung verrät etwas über die Zielsetzung dieser Preisverleihung: Es war die Fachmesse „GaLABau 2014“, was zweifelsfrei darauf hinweist, daß hier etwas verkauft werden soll. Messen dienen be­kanntlich dem Verkauf von Waren oder Dienstleistungen, die mit dem Mittel der Werbung garniert und be­feuert werden. Und genau so ist die Verlei­hung dieses Preises zu verstehen: Sie fällt in die Rubrik Werbung. Den unbefangenen Leser des Blättles dürfte es allerdings nachdenklich stimmen, weshalb auf dessen Titel­seite in überschwenglichen Tönen eine Werbeveranstaltung für eine Branche und gleichzeitig für ein Wirtschaftsunternehmen gefeiert wird. Fast könnte man meinen, die Werbeabteilung von ALTATEC habe dem Verfasser die Feder ge­führt.

 

Um nicht mißverstanden zu werden: Der Schreiber dieser Zeilen hat nicht die Absicht, die Preisverleihung an sich zu tadeln. Wir alle sind ja an tägliche Werbeattacken gewöhnt, die sozusagen ein Markenzeichen unse­rer Wirtschaft bilden. Und gewiß ist auch die Freude des ausgezeichneten Unternehmens, noch mehr viel­leicht des beauftragten Garten- oder Landschaftsarchitekten verständlich, sich derart hervorgehoben zu se­hen. ALTATEC/CAMLOG hat denn auch dieses bedeutende Ereignis mit einem zünftigen Fest für ausschließ­lich geladene Gäste gefeiert. Selbst ein hochrangiger Vertreter des Wirtschaftsministeriums hat es sich nicht nehmen lassen, extra aus der Landeshauptstadt anzureisen, um mit einer Ansprache die ausgezeichneten „Gärten der ALTATEC“ – die sprachliche Anlehnung an eines der sieben Weltwunder der Antike ist gewollt – zu loben. Was indessen der für den Naturschutz im Enzkreis zuständige Amtsträger an der Gartenanlage be­sonders lobenswert finden mochte, dürfte sein Geheimnis bleiben. Der Schreiber dieser Zeilen vermag sich nicht vorzustellen, was an der so gepriesenen Gartenanlage natürlich oder auch nur naturnah sein soll. Eine Wimsheimer Bürge­rin hat die Gestaltung des angeschlossenen Verkehrskreisels, der erklärtermaßen gestalte­rischer Teil der ALTATEC-Gärten ist, auf den Punkt gebracht: Wer von Süden her nach Wimsheim einfährt, durchquert eine formidable „Endmoräne“, de­ren charakteristisches Erscheinungsbild eine hingeworfene Ge­röllhalde aus schweizerischem Gra­nit ist. Die eingepflanzten Pampas-Grasbüschel erinnern eher an die Hin­terlassenschaft eines abgeschmolze­nen An­dengletschers in Patagonien denn an die Heckengäugemeinde Wimsheim, deren prägende Gesteins­art der rote Buntsandstein des nördlichen Schwarzwalds ist. Überhaupt ist das dominierende Gestaltungsele­ment in den ALTATEC-Gärten der Stein, der sicher ebenso wenig Ernäh­rungs- und Lebensgrundlage für ein­heimische Insekten bietet wie die reichlich implantierten, exotischen Grä­ser. Man könnte auf die Idee kom­men, daß die Reduktion des Pflegeaufwands an erster Stelle der Prioritä­tenliste im Pflichtenheft des Auftrag­gebers stand. Jedenfalls scheint der Landschaftsarchitekt dieser Garten­anlage noch nicht viel von der Not unserer heimi­schen Bienenvölker gehört zu haben, die ja wohl nicht nur unter der berüchtigten Varroamilbe, sondern auch unter dem kargen Nahrungsangebot moderner Gärten und Felder leiden.

 

Es mag sein, daß sich Anhänger fernöstlicher Lebensphilosophien in Kunstgärten à l’ALTATEC wohl fühlen, der Naturfreund dürfte eher abgestoßen sein von diesem seelenlosen, leblosen Gebilde, und ob die Mitarbei­ter des Unternehmens ihre Blicke nicht lieber auf einen bunten Blütenteppich geworfen hätten, darf nicht nur vermutet werden. Letztere werden diesbezüglich, wie bei derlei Unternehmungen üblich, wohl nicht nach ih­ren Wünschen befragt worden sein. Übrigens hat man andernorts Verkehrskreisel nicht aufwendig konstrui­ert, sondern klug und kostengünstig mit einer Wildblumensaat geschmückt, die ohne weiteres Zutun binnen Wochen zu einer Labsal für Mensch und Insekt geworden sind. Preise wurden dafür allerdings, soweit man hört, nicht verliehen.

 

  – Serenus –

 

 

 

Glosse der Woche  „Theatertage in Wimsheim“

 

 

Heute am 27.03.2014 ist der „Welttag des Theaters“. Und obwohl die Grenzbachchaoten des TSV Ihre Schauspielkunst erst im April/Mai zeigen können, fand der „Wimsheimer Tag des Theaters“ bereits am 25.03.2014 statt.

 

Als Gemeinderatssitzung getarnt, wurde von Bürgermeister Weisbrich die Abwägung der Einwendungen und Bedenken im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens am 25.03.2014 in der Hagenschießhalle erneut als Theaterstück inszeniert.

 

Seiner schauspielerischen Qualitäten offensichtlich bewusst, hielt er sich selbst sehr zurück und überlies das Feld weitestgehend einem gemeindefremden Moderator, einem hochdekorierten Rechtsberater und einem Technokraten, der den Auftrag hatte, mit komplizierten unvollständigen Sätzen und vielen „Ääähs“ die Zuhörer offensichtlich einzuschläfern. Um dieses Ziel noch besser zu erreichen, wurde für die Präsentationsunterlage eine nicht lesbare kleine Schrift verwendet. Kritische Fragen des Gemeinderats waren nicht geplant oder zugelassen. Ein paar rhetorische Fragen einzelner Gemeinderäte sollten zeigen, dass hier Verantwortung übernommen wird.

 

Soweit so gut! Davon abgesehen, dass man mit einem Theaterstück den Ängsten und Bedenken von Bürgern nicht begegnen kann, ist dem Regisseur ein weiterer grober Schnitzer unterlaufen:

 

Theater wird bekanntlich auf der Bühne und nicht vor der Bühne gespielt!

 

 

 

Bei einem Theater gibt es Akteure und Zuschauer. In den meisten Theaterstücken nehmen die Zuschauer keinen Einfluss auf die Handlung. So gesehen  war nicht nur die letzte GR-Sitzung Theater, sondern das gesamte Verfahren in Sachen C. Hafner aus Sicht vieler Zuschauer ein Theaterprogramm in mehreren Akten:

 

  • Es fanden zwei Szenen „Zuschauerbeteiligung“ statt, beeinflussten  aber das Theaterstück nicht.
  • Alle Schauspieler spielten  nur ihre vorgesehene Rolle um das Stück zu Ende zu führen.
  • Die Rollen der Gemeinderäte wurden zu Statisten, die teilweise nicht wussten, über was sie abstimmten bzw. die Konsequenzen nicht diskutierten
  • Die Choreographie und die Dramaturgie des Stückes wurde über Jahre entwickelt mit dem Ziel, eben ohne echte Zuschauerbeteiligung das Stück bis zum Ende spannend zu halten.
  • Der Regisseur sorge dafür, dass der Inhalt des Stückes feststand und nie öffentlich reflektiert wurde
  • Die Theaterdirektoren sorgten dafür, dass die mehrfachen  Zuschauerwünsche über den Ausgang des Stückes abstimmen zu dürfen, als nicht zulässig erklärt wurden.
  • Auch das für viele Zuschauer bittere Ende des Stückes stand von vorneherein fest.

 

 

 

„Ratgeber“

 

Wer sich gerne in der Rolle des unaufgeforderten Ratgebers sieht, ist selbst gut beraten, wenn er sich zuvor über das Thema des Beratungsgegenstands in ausreichendem Maße kundig macht. Allzu leicht gerät der Ratgeber sonst in den Geruch reiner Besserwisserei, und manch unfreiwillig Bera­tener stellt sich die berechtigte Frage, wann und wodurch denn der Ratgeber so unerwartet zur Quelle seiner Weisheit vorgedrungen ist.

 

 

Kürzlich durften wir aus offenbar überzeugtem Munde beinahe atemlos erfahren, daß Fabrik­schornsteinen moderner Bauart nur mehr „ein Hauch“ entströme, der sich unmerkbar – und un­meßbar? – und harmlos in die Weite des Luftmeers verteile und sich dort einfach verliere. Das hat uns vor allem deshalb fast den Atem genommen, weil jener Au­tor zuvor je kaum als Experte für die bekanntermaßen anspruchsvollen Wissenschaften der Strö­mungsmechanik und der Toxikologie in Erscheinung getreten war, deren sich bekanntlich ausgewiese­ne Fachleute bedienen.

 

 

In seiner jüngsten Einlassung erteilt nun derselbe Autor der BIW den sicher gut gemeinten Rat, man möge sich „schnellstens an den runden Tisch ins Rathaus“ zurück begeben. „Nur in der Run­de mit Bürgermeister Mario Weisbrich, den Gemeinderäten und Kämmerer Anton Dekreon kann eine Anhörung und eine Entscheidung im Fall Hafner fallen.“ Der verdutzte Schreiber dieser Zeilen, obwohl am runden Tisch persönlich und leibhaftig mehrmals anwesend, vermag sich trotz ange­strengten Nachden­kens nicht zu erinnern, unseren eifrigen Autor je am besagten „runden Tisch“ im Rathaus gesehen zu haben. Und er fragt sich deshalb, woher dieser denn weiß, wie und was dort geredet, diskutiert, oder um was dort gestritten worden ist. Und welche „Entscheidung im Fall Hafner“ kann am run­den Tisch des Rathauses denn fallen? Weiß unser Autor und Ratgeber denn nicht, daß Bürgermeis­ter und Gemeinderat sich längst und offenbar unwiderruflich im Fall Hafner entschieden haben, nämlich für Hafner? Und ist es unserem Autor entgangen, daß der Rat am 23.7.2013 vor den in der Hagenschießhalle anwesenden Bürgern den Verkauf von Breitloh-West II an C. Hafner be­schlossen hat? Welche Entscheidung sollte also am runden Tisch noch fallen, wo doch bekannter­maßen alles bereits entschieden ist?

 

 

Was zeigt uns dies? Nicht ein einziges der geführten Gespräche am runden Tisch des Rathauses wurde von Seiten der Gemeinde ergebnisoffen geführt. Die Taktik liegt klar auf der Hand: Ziel war es, Zeit zu gewinnen, einseitig und unidirektional zu informieren, jedoch niemals das am 18.12.2012 als „Aufstellungsbeschluß“ beschlossene Ziel in Frage zu stellen: Die Ansiedlung der Hafner-Betriebe in Wimsheim. Dem gegenüber hat die BIW schon nach dem ersten Termin offene Gespräche in ausgeglichener Besetzung und mit einem von Fachleuten empfohlenen, unabhängi­gen Moderator als Gesprächsleiter vorgeschlagen. Weil die Gemeinde dem nicht zustimmen wollte oder konnte, war eine Fortsetzung der Rathausgespräche sinnlos geworden. Dies war der wahre Grund für das Scheitern dieser Gesprächsreihe.

 

 

Was meint unser Ratgeber mit der Behauptung: „die Firma Hafner ist ohne Zweifel ein Gewinn für Wimsheim?“ Was und wieviel gewänne der Ort durch Hafner? Meint er einen heute noch nicht ein­mal von Eingeweihten zu quantifizierenden Steuersegen, oder stellt er sich einen Zuwachs an Ar­beitsplätzen im Dorf dadurch vor, daß bei Hafner die seitherige Belegschaft gegen arbeitslose Wimsheimer ausgetauscht wird? Hegt unser Autor gar die ambitionierte Hoffnung, Hafner werde reichlich Sponsorengelder in die klammen Kassen der örtlichen Vereine fließen lassen? Eines ist si­cher: Im Gefolge der Hafner-Ansiedlung hätte Wimsheim einen Gewinn zu erwarten an Verkehr, an Schwerme­tallen, toxischen Abgasen und zusätzlich einen niemals auszuschließenden Gewinn an Ri­siko, eine Störfallgemeinde zu werden.

 

 

Übrigens hat jeder Gewinn seinen Preis: Den können alle Wimsheimer sofort beim Namen nennen: Es ist der Verlust des Ortsfriedens. Diesen vermissen viele Wimsheimer schmerzlich. Er ist eine der Segnungen des Projekts Hafner, deren wir uns heute schon erfreuen dürfen. Aber da­für ist natür­lich die BIW zuständig, nicht etwa die Ge­meinde, die ja nur das Gute will.

 

 

Die Aussage, Wimsheim sei „in den letzten Jahren um das Vierfache gewachsen“, verlangt nach ei­ner Präzisierung. Welcher Zeitraum ist gemeint? Seit dem Dreißigjährigen Krieg, seit der Einwei­hung der ev. Michaelskirche um 1886 oder seit dem Ende des 2. Weltkriegs 1945? Am Ende des Dreißigjährigen Kriegs sollen in Wimsheim noch ganze zwölf Einwohner gelebt haben. Nähme man diese Zahl als Bezugsgröße, hätte Wimsheim heute eine mehr als 220-fache Einwohnerzahl. Legte man die Einwohnerzahl zur Zeit der ersten Kirchweih‘ zugrunde, käme man heute höchstens auf die 3,2-fache Einwohnerzahl. Noch weniger Zuwachs ergäbe der Bezug auf die Zeit kurz nach 1945 mit ca. 1100 Einwohnern, nämlich kaum mehr als das 2,5-fache. Ein kurz­er Blick auf die Tabellen des Statistischen Landesamts straft die Schätzung unseres Autors vollends Lügen (vgl. hierzu Planet-Kaizen vom 25.01.2014)*

 

 

Ob unser Ratgeber zuverlässig beurteilen kann, welche „Wandlungen“ im Hause Hafner vorgenom­m­en worden sind, und ob infolge der Einführung neuer Anlagen und Geräte gesetzliche Vorga­ben „noch weiter unterschritten“ werden können, ist vor dem Hintergrund der skizzierten Er­kenntnisse mehr als fraglich. Übrigens ist die nebenbei erwähnte „hinterste Ecke von Wimsheim“, in der die Errichtung der versammelten Hafner-Betriebsstätten geplant ist, nicht einfach ein Ort minderer Qualität, sondern Lebensraum seltener Fledermausarten, des vom Aussterben bedrohten Grün­spechts, ausgewiesenes Wasserschutzgebiet und Frischluftschneise für die örtlichen Wohnge­biete.

 

 

Auch mit dem Vorwurf, den BIW-Vorsitzenden gehe es in erster Linie ja nur um „die schöne Aus­sicht vom Balkon“, liegt unser Autor falsch. Der Blick auf Fabrikschornsteine ist etwas anderes als der auf Sendemasten, von denen mindestens zwei im Sichtbereich der Wims­heimer liegen, weil nur die Schornsteine die nicht einmal von Hafner bestrittene Emission von Schadstoffen asso­ziieren. Würde im Breitloh ein Aussichtsturm errichtet, dürften sich alle Balkonbenutzer freuen, denn Aussichtstürme sind touristisch interessant und geben üblicherweise keine Schadstoffe ab. Und ganz nebenbei: Für wieviele der 825 Wimsheimer und der mehr als 500 Friolzheimer, die sich durch Unterschrift gegen Hafner ausgesprochen haben, ist denn die gestörte Aussicht vom Balkon ein Thema? Also lieber Ratgeber: Bitte nur vergleichen, was vergleichbar ist!

 

 

Ich bin erfreut, daß unserem Autor daran gelegen ist, daß „Keiner sein Gesicht verliert.“ Wir von der BIW machen dazu seit langem einen ernst gemeinten und leicht umsetzbaren Vorschlag. Er heißt Bürgerentscheid, eröffnet allen Parteien die gleichen Chancen und ist fundamentale Voraus­setzung für die Wiedergewinnung des Ortsfriedens. Wer oder was hindert uns?

 

 

Fazit: Der geneigte Leser mag selbst entscheiden, wer im Widerstreit der Meinungen den dicksten Schaum schlägt!

                                                                                                                                                                          – Serenus –

 


 

 

                                                       Katerstimmung

 

Uns hat der Ablauf der gestrigen Gemeinderatssitzung ein weiteres Mal tieftraurig gestimmt.
Das soll ein leibhaftiger Gemeinderat sein? Sitzen einfach da und nicken ab! Man
merkt, dass die zumeist überfordert sind, thematisch, menschlich, moralisch. Einige haben
und kennen keine Moral. Es ist ein hilfloses, fast bedauernswertes Häuflein, das jegliche
Orientierung verloren hat. Deshalb folgen sie ihrem „Meister“ auf Gedeih und Verderb, ein
bisschen wie eine Schafherde. Holger Lehmann hat das in seiner Rede gestern treffend formuliert und
überzeugend dargestellt: Genau so ist es!
Gemeinderat Widmann konnte man nach der Sitzung eigentlich bedauern, wie er dastand,
allein gelassen inmitten des „Dauerfeuers“ von allen Seiten. Es war fast rührend, wie er
seine Kollegen (und sich selbst als Teil des Rats) verteidigt hat, wo es schon lange nichts
mehr zu verteidigen gibt. Im Grunde weiß er das. Dennoch: Ihm und Dr. Bohnenberger
gebührt Respekt; sie halten den Kontakt zur Bürgerschaft und stellen sich ihrer Verantwortung. Chapeau!
Für das Gremium an sich war gestern Offenbarungseid. Wie heißt es doch so schön: „Die
Gemeinde ist Herrin des Verfahrens.“ Davon merken wir in Wimsheim schon lange nichts
mehr. Eigentlich dürfte sich dieser Gemeinderat im Mai 2014 ganz überwiegend nicht mehr
zur Wahl stellen, wenn in ihm noch ein Funken Selbstkritik wirksam ist. Was den meisten
Damen und Herren bleibt, ist einfach nur die Scham, so gänzlich und in jeder Hinsicht versagt zu haben.

11.9.2013                                                                                                              – Serenus –

 

 


 

 

Was macht eigentlich Hafner?

 

Wir haben Ferienzeit, und die Zeitungen nützen die spürbar geringere Häufung berichtenswerter Ereignisse, um sich liegengebliebener Themen anzunehmen. So geschehen in der Wochenendausgabe der Leonberger Kreiszeitung (LKZ) vom 17.8.2013, frei nach der bekannten Fragestellung einer großen deutschen Illustrier­ten: „Was macht eigentlich Hafner?“ Endlich erfahren wir, was hinter den Mauern des Pforzheimer Traditions­unternehmens vor sich geht. Edelmetallrecycling, auf Deutsch also die Wiedergewinnung von Edelmetallen aus angelieferten Abfallresten, das ist eine der selbstgestellten Aufgaben der Firma, wie sich das ja aus der Tätigkeitsbezeichnung „Gold- und Silberscheideanstalt“ unschwer ablesen läßt. Das war und ist eine sinnvolle Sache, denn die edlen Metalle sind zu wertvoll, um sie auf den Müll zu werfen. Und natürlich läßt sich damit gutes Geld verdienen. So weit, so gut. Kein vernünftiger Mensch kann hiergegen etwas einwenden, zumal wenn man weiß, daß Gold, Platin, Palladium und sogar Silber nicht in übermäßig großen Mengen in der Erd­rinde vorkommen.

 

Doch wie geht das: Rückgewinnung aus industriellem Abfall, dem sog. Gekrätz ? Die Trennung des unspezifi­schen Stoffgemischs, dessen Zusammensetzung i.a. unbekannt ist, beginnt wie in einer Müllverbrennungsan­lage, nur in kleinerem Maßstab. Die brennbaren Teile werden in einem speziellen Ofen verbrannt. Wir erin­nern uns: Verbrennung ist ein chemischer Prozeß, bei dem brennbare Stoffe mit Sauerstoff unter Wärmeab­gabe reagieren. Es entstehen neue Stoffe in fester, flüssiger und gasförmiger Form, die ursprünglich nicht vorhanden waren. Einige sind harmlos, z.B. Wasserdampf, wie er beim Kochen anfällt. Andere sind gesund­heitsschädlich oder schaden der Umwelt, wie z.B. Schwefel- und Stickstoffoxide. In geringen Mengen kön­nen, abhängig vom Verlauf der mehrstufigen Verbrennungsprozesse, gefährliche Gifte wie Dioxine oder Fura­ne entstehen, die als Sevesogifte bekannt geworden sind. In den anfallenden Feststoffen, der Asche oder Schlacke, finden sich eingebrachte Metalle, darunter die erwünschten Edelmetalle, aber auch im Gekrätz vor­handene Schwermetalle, zu denen u.a. Arsen, Chrom, Cadmium, Blei und Quecksilber gehören. Diese sind unerwünscht und sollten nicht in die Umwelt gelangen. Die Verbrennung selbst verläuft unter stetiger Zufuhr von Verbrennungsluft (ca. 80 % Stickstoff und 20 % Sauerstoff) und gleichfalls stetiger Abfuhr von Rauch­gasen durch den Schornstein. Trotz Filterung und Auswaschung gelangen neben den gasförmigen Stoffen auch Stäube und Tröpfchen durch den Schornstein ins Freie: Die Emissionen. Dies geschieht wohlgemerkt im gewöhnlichen Betrieb, laut LKZ neun Stunden lang je Füllung. Das ist die thermische Behandlung, von der im Zeitungsbericht die Rede ist. Über’s Jahr kommt da schon einiges zusammen, wie sich denken läßt. Die ent­standene Asche wird durch Mahlen homogenisiert, das enthaltene Edelmetall in weiteren, chemischen Verar­beitungsschritten gewonnen. Technologisch uninteressante Aschereste sowie kontaminierte Filtermatten und -schüttungen werden durch ein Partnerunternehmen als Sondermüll „entsorgt“, d.h. in einem stillge­legten Bergwerksstollen deponiert. So gelangen täglich immerhin rund 400 kg Edelmetall zurück in den Stoff­kreis­lauf. Andere edelmetallhaltige Reststoffe wie etwa angelieferte Metallmischungen (Scheidgut) oder cyanidi­sche (Cyanide = Salze der hochgiftigen Blausäure!) Bäder aus Galvanikprozessen, werden in speziel­len Ver­fahren aufgearbeitet, teilweise unter Zuhilfenahme von Königswasser, einem konzentrierten Säure­gemisch.

 

Der verantwortliche Chemiker im Hause Hafner räumt ein, daß die eingesetzten Stoffe keineswegs harmlos sind. Er verweist indessen auf die verwendete Reinigungs- und Rückhaltetechnik, die auf dem „neuesten Stand“ sei. Auch der Umstand, daß Hafner der sog. Störfallverordnung unterliegt, bereitet angesichts der „Warnsysteme und Sicherheitsvorkehrungen“ keine Sorgen. Stutzig macht aber, daß „die Feuerwehr höchs­tens dreimal im Jahr vorbeikommt“. Bevor der Besucher nachdenklich wird, kommt der beruhigende Nach­satz: „Zum Löschen mußte sie noch nie anrücken.“ Reine Vorsichtsmaßnahmen, oder doch Alarmfälle?

 

Den neugierigen Leser überrascht der Umstand, daß kein einziges Wort über die Wahrscheinlichkeit von Stör­fällen aufkommt. Gerade darüber liest man doch immer wieder in den Berichten der Pforzheimer Feuer­wehr. Ihre Einsatzberichte künden von Säureunfällen, dem Austritt giftiger Gase und sogar von Bränden. Kürzlich wurden gelbe Rauchfahnen über den Schornsteinen von Hafner filmisch dokumentiert. Anlaß für Hafner, die Ursache zu erklären? Pustekuchen! Die hat bestimmt die böse BIW elektronisch eingefärbt.

 

Ganz nebenbei erfährt man von Schornsteinen als markanten Attributen ansonsten unspektakulärer Gebäu­deteile. Ach ja, das sind ja die Teile, die bei der Präsentation der Hafner’schen Ansichtsmodelle im November 2012 vergessen wurden. Im Breitloh, so erfuhr man kürzlich aus gutachterlichem Munde, würden die Schorn­steinhöhen wohl mehr als 30 m betragen. So hoch? Das erfordern die geplanten Gebäudehö­hen und der nahe Wall an der A8, aber halt auch die erwarteten Emissionen. Ach so. Falls über den Zweck von Schornsteinen Unklarheiten bestehen sollten: Sie dienen nicht der Fortleitung betrieblicher Abluft, wie uns dies ein Mitglied des Wimsheimer Rats wissend, aber gleichwohl unzutreffend, beizubringen ver­suchte, sondern allein der Verteilung unvermeidlicher Emissionen in höhere Luftsphären und damit in die weitere Umgebung des Entstehungsortes. Ihre Höhe und ihr lichter Querschnitt sind wesentlich durch den Abgas­strom und dessen stoffliche Zusammensetzung bestimmt, wie die Auslegungsvorschrift des TÜV besagt.

 

Für Dr. Reisert, Gesellschafter und Geschäftsführer des Unternehmens, resultieren die offenbaren Ängste vie­ler Wimsheimer aus der „Panikmache“ einiger Weniger. Er hat wohl noch immer nicht verstanden, daß diese Ängste Teil der Wirklichkeit sind, ebenso wie das Königswasser, die Schwermetalle und die Cyanide. Wer sich aus „Unwissenheit“ ängstigt, empfiehlt Dr. Reisert, möge zu Hafner kommen und sich vor Ort informieren. Und überhaupt: „Gekrätzerei und Scheiderei kommen erst im zweiten Bauabschnitt“. Da haben die Wimshei­mer ja Zeit, sich zu gewöhnen. Und bis dahin sind auch die Vorschriften für den Betrieb von Störfallbetrieben wieder strenger als heute! Weshalb also nutzlose Ängste? Wimsheims „Gemeinderäte haben sich gut infor­miert“ und werden „die richtige Entscheidung treffen“, meint Dr. Reisert. Wozu ein Bürgerentscheid? Viel­leicht einfach nur deshalb, weil Wimsheims Bürger den Glauben daran verloren haben, daß ihr Gemein­derat unabhängig und kompetent entscheidet. Und bestimmt auch deshalb, weil es alle Wimsheimer etwas an­geht, wer auf ihrem Wimsheimer Grundstück baut, und was der selbsternannte Bauherr dort treibt. Wo Herr Dr. Reisert wohnt, und ob gelber Rauch ihn stört, darf er gerne selbst entscheiden. Viele Wimsheimer stören sich sehr an gelbem oder anders gefärbtem Rauch – und sie möchten gerne auf den Zuzug des Unter­neh­mens C. Hafner verzichten. Nein, Herr Dr. Reisert, C. Hafner ist in Wims­heim nicht willkommen. Wenn Sie’s nicht glauben wollen, fragen Sie die Wimsheimer doch einfach selbst, z.B. im Wege eines Bürger­entscheids!

 

 

– Serenus –

 

 


 

 

 

Rat-Schlag auf die Bürger

Ein Gemeinderat, so sollte man meinen, ist ein Mensch, der – oft mit Titeln hochdekoriert – den Bürgern der Gemeinde Ratschläge geben kann oder in Form von Rats-Beschlüssen die Entwicklung einer Gemeinde steuert. Aber manchmal scheint solch einem  Volksvertreter das Bewusstsein abhanden gekommen zu sein, ein Bürger unter Bürgern zu sein.

So letztens in Wimsheim: Da nutzt die Bürgerinitiative Wimsheim doch alle modernen technischen Möglichkeiten, ihre Botschaften an den Mann oder an die Frau zu bringen. Diese sind die Verhinderung der Ansiedelung einer so eingeordneten Müllverbrennungsanlage im Dorf und das Begehren der Bürger,  doch selbst über den geplanten Waldersatz durch drei 30m-Schornsteine abstimmen zu dürfen. Eine dieser in Mode gekommenen Methoden ist die Online-Petition, womit – ohne die
email-Adresse des Adressaten direkt nutzen zu müssen – ein Petitionstext an den Rat der Gemeinde und den Bürgermeister versandt wird.
Soweit, so gut, ist dies ein elegantes Verfahren. Den Datenschutz respektierend können schnell, einfach und in ausreichender Menge die Vertreter des Volkes mit dessen Bedürfnissen konfrontiert werden.

Nun sitzen in diesem gewählten Gremium nicht nur Drucker, Köche und Gipser, sondern auch Rechtsanwälte, die für sich in Anspruch nehmen, mit Hochschulbildung und Rechtskompetenz alles niederbügeln zu können, was ihrer gesellschaftlichen Position, ihrer Meinung und ihrem repräsentativ-demokratischen Amt zu widersprechen scheint.

 

So hat ein solcher (zu- ?)lang gedienter Gemeinderat die Petitionen als „Schrottmails“ bezeichnet, einen der BI-Vorsitzenden mit „Frühstücksdirektor“ beschimpft und ihm direkt mit einer Unterlassungsklage gedroht. Hatte dieser doch zu diesem Zeitpunkt bereits das Ende der Aktion angekündigt. Die Lesefähigkeit bzw. die Fähigkeit, den Inhalt von freundlichen emails verstehen zu können, schienen diesem Vertreter des Volkes aus Sicht des derart Angeklagten abhandengekommen zu sein. Soziale Kompetenz muss man in der Jugend manchmal aufwendig erlernen. Der Ankläger scheint zu denjenigen zu gehören, die Angelerntes auch verlernen können.

Menschliche Kompetenz ist wohl essentiell für alle, die Verantwortung tragen. Davon war auch nichts mehr zu spüren als bekannt wurde, dass derselbe Gemeinderat einen anderen Petitions-Klick-Nutzer schlicht bei seinem Arbeitgeber anschwärzte und sich dort um eine Aussage dazu bemühte. Üblicherweise mündet ein solcher Vorgang in ein internes Disziplinarverfahren. Was nun dem solchermaßen bescholtenen Mitbürger von seinem Chef erzählt wird, bleibt offen.

Offen bleibt nicht, was die Bürger mittlerweile von diesen Volksvertretern halten. „Wer glaubt dass Volksvertreter das Volk vertreten, glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten.“ So stand’s auf einem Plakat der angesprochenen Bürgerinitiative. Die Politik- und Wahlmüdigkeit der Wahlbürger kann man anhand solcher Fehltritte leicht verstehen. Vorbilder sind sie halt nicht immer.

Solch ein Rat-Schlag trifft eben ins Gesicht der Wähler. Und die lassen sich das nicht gefallen. Immerhin dürfen sie noch wählen.

Marcello

 

 

 


 

 

Wie der Amtsschimmel wiehert

Da war doch kürzlich eine Gemeinderatssitzung in Wimsheim. Nein, es ging nicht um Hafner. Hatte sich doch der Gemeinderat bei der vorigen Sitzung ausgiebig mit dem Mikroklima um einen Autostellplatz im Frischegrund zu beschäftigen, war nun eine Vorlage des Landratsamtes dran, 
die sich u.a. über die Emissionen und Immissionen des ortsansässigen Häckselplatzes auslässt. 
Den Räten lag der Antrag vor für eine immissionsrechtliche Genehmigung zum Betrieb des Häckselplatzes, immerhin auf 16 Seiten ausführlich in Gutachtenform mit Fotos und Plänen beschrieben. 

UUPS, da stockte dem Schreiber doch kurz der Atem. Was war Sache? 

Das Landratsamt hatte sich wegen der immer stärker werdenden Frequentierung der Häckselplätze entschieden, ein immissionsschutzrechtliches Genehmigungsverfahren für alle Häckselplätze im Enzkreis durchzuführen „um den formalrechtlichen Anforderungen zu genügen“. 
Da gibt es also formalrechtliche Anforderungen in unserer Gesetzgebung, wo man sich rund um einen Komposthaufen Gedanken macht, ob da beim Verrotten der Baumschnitte – hm, passiert das nicht dauernd im Wald? – das Grundwasser Schaden nehmen könnte und vorschreibt, dass Rasenschnitt in einem flüssigkeitsdichten Container abzulegen ist. So wird auch untersucht, mit wie vielen Fahrzeugen (18 pro Tag) die Umwelt belastet – oder gar versaut? – wird und welche Auswirkungen dieser Häckselplatz auf die 500 m (?) entfernte Wohnbebauung hat.

Ist dem Rathausbesucher da etwas entgangen? Könnte es denn sein, dass das in der Kompostierung befindliche Pflanzenmaterial explodieren könnte und das Häckselgut vielleicht auf die Wohnhäuser und Gärten herunterregnet? Ob der Vorsorgeabstand von 500 m wohl ausreichend ist?

Und dann könnte so ein Kompost ja auch Staub erzeugen und vielleicht nicht immer gut riechen. Peinlich genau wird alles genau berechnet und untersucht, was irgendwie z.B. das 200 m entfernt liegende Schützenhaus so belästigen könnte, dass man dort beim Sport das Ziel verfehlt. 

Wie ein Blitz  kommt es dem in verwaltungsrechtlichen Dingen ziemlich unbedarften Gemeinderatssitzungszuhörer in den Sinn, in einer anderen Sache gelesen zu haben, dass man nicht genau wisse, was denn das Gebäude unweit der potentiellen Kloake beherberge.

Und in dieser anderen Sache fällt noch etwas auf: Auch da gibt es solche Kriterien im Vorfeld des Baus einer Gekrätz- und Veraschungsfirma – gesetzlich eingeordnet wie eine Müllverbrennungsanlage -, die keine 200 m vom besagten Komposthaufen entstehen soll. 
Nur hat derselbe Gemeinderat das Planungsverfahren für diese gleich mal einstimmig auf den Weg geschickt.Wie auch die Genehmigung für den Häckselplatz.

Vielleicht, so mag man sich jetzt wünschen, ist’s besser – wenn man die Wahl hätte –  der Kompost platzt aus allen Nähten. 

Marcello

 

 

                                                                 


Veröffentlicht am Freitag, 10. Mai 2013 

 

Glosse zur Woche        

 

Kurioses gibt es wieder einmal vom Internetportal der IfW zu vermelden: „…Alle können sich vernünftig miteinander auf die Ansiedlung der Traditionsfirma C. Hafner in Wimsheim freuen“. Daß das „sich Freuen“ eine rein gefühlsmäßige, keine Sache der Vernunft ist, wäre zunächst einmal richtig zu stellen. Insoweit müßte der Autor dieser Zeilen sich fragen lassen, wie er das denn meint. Vielleicht ist aber auch nur die Vor­freude auf den Anblick der Hafner-Schornsteine mit ihm durchgegangen und hat seine Schreibe ein wenig durcheinander gebracht. Und möglicherweise hat er ja nur die sehr „vernünftigen“ Bedingungen der BIW, die vor dem Zuzug von Hafner erfüllt sein müssen, aus den Augen verloren. Als da sind:

 

  • Die Einhaltung und  Überwachung der realen Emissionen all der feinen Stoffe, die im TÜV-Bericht genannt sind
  • die Nennung der jetzt und in zukünftigen Ausbaustufen im Betrieb gelagerten Gefahrstoffe nach Art und Menge
  • die Offenlegung aller Maßnahmen und Zuständigkeiten, die im Störfall wirksam werden sollen

 

Diese und weitere Fragen müssen im Vorfeld geklärt und verbindlich beantwortet werden, bevor wir alle ge­meinschaftlich in Jubel ausbrechen können. Mit Verlaub: Es sind nicht die Fragen, ob aus lauter Man­gel an Gewerbesteuer in Wimsheim „die Lichter ausgehen“, oder ob unsere Straßen ein paar Schlaglöcher aufwei­sen, die uns von der BIW beschäftigen, sondern die, ob Wimsheims Einwohner nach der Hafner-An­siedlung ihre Lebensqualität einbüßen, ob wir alle dann ernsthaften gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sein werden. Anders gesagt: Viele Menschen sehen voller Angst, was mit Hafner wohl auf sie zukommen wird. Diese Angst ist real, sie sollte nicht kleingeredet oder gar ins Lächerliche gezogen werden. Die törichten Verharm­losungen der IfW sind den wirklichen Gefahren nicht angemessen und deshalb nicht glaubhaft. Insofern sind sie das Gegenteil von Versachlichung und damit alles andere als seriös.

 

Zum wiederholten Male ergeht sich die IfW in Dankes- und Lobeshymnen an die Adresse des Bürgermeisters und des Gemeinderats, gerade so, als wären angesichts der Vorgänge in und ums Rathaus nicht auch kriti­sche Anmerkungen am Platz und vonnöten. Mündige Bürger dürfen und müssen die Politik im Gemeinwesen im Grundsatz skeptisch betrachten und kritisch begleiten, und sie sollten besonders hellhörig werden, wenn Manches unerwartet und übrigens gegen jeglichen demokratischen Grundsatz im Geheimen verhandelt, viel­leicht sogar entschieden wird. In letzter Zeit hört man vermehrt von nicht angekündigten Sitzungen des Ge­meinderats, über die noch nicht einmal ein Bericht in der Öffentlichkeit erscheint. Gibt es Geheimnisse im Rathaus, die das Licht der Öffentlichkeit scheuen müssen? Just in dieser Zeit sieht sich der Gemeinderat ver­anlaßt, dem Bürgermeister in einer der in jüngerer Zeit eher seltenen öffentlichen Sitzungen das Vertrauen auszusprechen; einstimmig, versteht sich. Der arglose Zuschauer kommt ins Stutzen: Durfte sich der Bürger­meister vordem etwa nicht des Vertrauens seines Rates erfreuen? Gab es intern doch vielleicht über das Er­wartbare hinaus Differenzen, die man durch diese Solidaritätsadresse wieder glätten zu können hoffte? Oder hatte man einfach nur beobachtet, daß der Bürgermeister unter seiner Exponiertheit zu leiden begann, so daß er einer gewissen Zuwendung des Rats bedurfte?

 

Die BIW sieht sich in der Pflicht gegenüber ihren mehr als 800 Unterstützern – und durchaus darüber hinaus – die Einwohnerschaft möglichst objektiv und unvoreingenommen zu informieren, Gefahren nicht zu ver­schweigen, und kritisch auf die zu schauen, die sich möglicherweise persönliche Vorteile von Hafner verspre­chen. Dazu fühlen wir uns vor allem deshalb berufen, weil wir unabhängig sind und bleiben werden.

 

Um zum Schluß noch einmal auf die IfW zu kommen: Wer sich über die verdächtig freundlichen Töne auf der Internetseite wundert, möge dort die Rubrik „Presse/Beiträge“ anklicken, dann das „Archiv“ aufrufen, um schließ­lich im seitlich aufgeklappten Fenster die Zeile „Unterschriftenliste der BI“ zu finden. Dort steht die altbe­kannte, ebenso reizende wie infame Zeile zu lesen: „Deshalb ist die Liste im Wesentlichen Ergebnis übler Ma­nipulation.“ Mit Liste sind die gesammelten Unterschriften gemeint. Wir meinen: Dem ist nichts hin­zuzufügen.

 

                                                                                                                                             – Serenus –